Mit der Seite „In Memoriam möchte ich an meine Mutter, Gerlinde Reichert erinnern, die, mit 72 Jahren, 2015 an Darmkrebs gestorben ist. Darüber hinaus, dass sowohl mein Vater, wie ich sie nach wie vor nach über 8 Jahren sehr vermissen, habe ich besonders in der Zeit meiner Krebserkrankung ihr sehr viel zu verdanken. Oftmals, besonders, wenn wir mal die Zeit haben, uns was im Fernsehen anzuschauen, kommen wir danach noch lange auf meine Mutter zu sprechen.
Sie war ein eher zurückhaltender, geduldiger und absolut treuer und loyaler Mensch, auf den man sich zu jeder Zeit zu hundert Prozent verlassen konnte. Ihre große Intelligenz und enorme Geduld hat mir bei der schulischen Wiedereingliederung, nach meiner Leukämieerkrankung, an dessen Begleiterscheinung ich teilweise heute noch leide, sehr geholfen.
Ich habe damals einen Fernkurs bei ILS für deutsche Schüler im Ausland mit Sondergenehmigung vom Auswärtigem Amt gemacht. Dieser Kurs sollte das Wissen von der 8. Klasse bis zum Realschulabschluss vermitteln. Ohne die tatkräftige Unterstützung von meiner Mutter hätte ich das Ziel nicht erreichen können oder zumindest nicht so gut. Immerhin war ich ja zu dem Zeitpunkt schon fast 3 Jahre in keine Schule mehr gegangen und hatte nur an Tagen, wo meine Krankheit es ermöglicht hatte, einen Hauslehrer.
Diese Seite über meine Mutter soll zum einen mit einem Slider und zum anderen in Form von Geschichten zeigen, was ihr besonders wichtig war. Durch den Lauf der Zeit von der Verlobung über die Hochzeit, über schöne und für sie wichtige Erlebnisse oder Ereignisse bis zu ihrem von uns viel zu früh empfundenen Tod, entsteht auch etwas Ähnliches wie eine Vita.
im Heidelberger Schloss
Alles hat bei meiner Mutter mit einer Heiratsanzeige angefangen, die ihr Vater in der Frankfurter Allgemeinen am 19.08.1967 aufgegeben hatte.
Eigentlich eine gutgemeinte Aktion, wenn nicht der Nachteil gewesen wäre, dass man bei einer Zeitung, die in ganz Deutschland gelesen wird, auch mit Zuschriften aus der ganzen Republik rechen musste.
So war es dann auch nicht verwunderlich, dass mein Vater, der in die engere Auswahl unter über 50 Bewerbern kam, nicht in Baden-Württemberg zu Hause war, sondern in Köln, in Nordrhein-Westfalen.
Das erste kennenlernen fand dann in der Heimat von meiner Mutter statt, wobei der Schwetzinger Schlosspark von Anfang an dabei eine große Rolle spielte. Auch nach meiner Geburt war ich von frühesten Kinderbeinen an, dort schon unterwegs. Es hat die ganze Familie immer wieder dort hingezogen. Wir haben heute noch im Sommer in unserer Wohnung in Bad Dürrheim (Südschwarzwald) ein Bild von der Moschee aus dem Schlosspark hängen.
Trotz der großen Entfernung zwischen Heidelberg und Köln, ging es bei meinen Eltern von dem ersten Kennenlernen, bis zur großen Liebe, außergewöhnlich schnell. Die Verlobung fand somit schon nicht mal vier Monate später am 2. Weihnachtsfeiertag in der Heimat von meiner Mutter statt. Da aber eine so große Entfernung für eine junge Liebe sehr kräftezehrend sein kann, stellte sich schon früh die Frage, wessen Heimat, das neue zu Hause für beide werden könnte.
Beim Mittagessen in der Stiftsmühle (Verlobung am 25.12.1967)
Beim Geschenke-Auspacken zu Hause (Verlobung am 25.12.1967)
Für die Verlobungsfeier selbst wählte man für das Mittagessen das Hotel und Restaurant Stiftsmühle aus. Damals eine wirklich gute Adresse. Die Stiftsmühle hat aber über die Jahre eine sehr wechselhafte Geschichte erlebt.
Der Nachmittagskaffee sowie das Abendessen fanden mit der gesamten Verwandtschaft, in weihnachtlicher Stimmung, bei meiner Mutter zu Hause in Heidelberg-Handschuhsheim statt.
Vor der Abfahrt zur Trauung vor ihrem Elternhaus
Nach wiederum nur etwas mehr wie einem Monat folgte die Standesamtliche-Trauung im Heidelberger Rathaus am 09. Februar 1968. Da mein Vater sich aber nicht nur unsterblich in meine Mutter verliebt hatte, sondern auch in Ihre Heimat Heidelberg entstand bald danach der Wunschtraum auf dem Heidelberger Schloss kirchlich heiraten zu wollen. Er hatte sprichwörtlich wie in dem Lied: „Sein Herz in Heidelberg verloren”.
Da man aber 1968 nicht einfach hingehen konnte und auf dem Schloss einfach kirchlich heiraten konnte, mussten noch einige Formalien vorher erfüllt werden. Zu diesen Dingen gehörte, dass meine Mutter sich erstmal von dem Pfarrer in Handschuhsheim, ihrem Wohnort, die Genehmigung erteilen lassen musste, dass sie in der Stadt heiraten durfte und schließlich, dass der Pfarrer von der Stadt oben in der Schlosskapelle die Trauung durchführen durfte.
Standesamtliche Trauung am 09. 02.1968 (Heidelberger Rathaus)
Nach der Trauung vor der Schlosskapelle (16.03.1968)
Nachdem meine Mutter mit meinem Vater den großen Moment ihrer Traumhochzeit auf dem Heidelberger Schloss erleben durfte, wird auch klar, warum ich das Bild vom Schloss als neuen Hintergrund für ihre Homepage gewählt habe.
Um bei den Feierlichkeiten nach der Trauung in den Schlossweinstuben aber auch tanzen zu dürfen, musste eine weitere formale Hürde genommen werden. Es musste eine Tanzerlaubnis mit einer Polizeistundenverlängerung beantragt werden.
Nachdem auch dem stattgegeben wurde, stand der Krönung dieser traumhaften Hochzeit, den Feierlichkeiten in den Schlossweinstuben mit Tanz, nichts mehr im Wege.
So wurde der Tag der Hochzeit für meine Eltern zu einem bleibenden Erlebnis, woran sie sich gerne erinnert haben und mir auch immer wieder davon erzählt haben.
Beim Tanzen in den Schlossweinstuben (16.03.1968)
mit der Überfahrt nach Capri
In dem folgenden Video von meinem Vater, das er 1983 gemacht hat, können Sie sich ein Bild von unserer Reise machen.
Da das Originalvideo aus dem Jahr 1983 und damit inzwischen über 40 Jahre alt ist, habe ich das Video stark bearbeitet und zum Teil auch einzelne Bilder eingefügt. Diese einzelnen Bilder sind zu bewegten Szenen von mir umgewandelt worden. Auf diese Weise erhält das Video mehr Glanz u. ehemalige Szenen des Films, die nicht so gut waren erscheinen, in neuem Glanz. Die neueste Version des Videos, sowie das unbearbeitete Original können Sie sich auf meiner Seite „Video schneiden lassen” ansehen.
Auf die Idee nach Ischia zu reisen brachte meine Mutter eine Internistin, bei der sie in unserem damaligen Wohnort Hildesheim in Behandlung war. Diese sehr engagierte Ärztin, die man auch samstags erreichen konnte, gab meiner Mutter den Tipp, das die Insel Ischia im Golf von Neapel aufgrund ihrer Thermen sehr gut geeignet ist, um die durch das Rheuma verursachten Schmerzen zu verbessern und damit auch mit weniger entzündungshemmenden Medikamenten auszukommen.
Insel Ischia im Golf von Neapel: Hafen von Ischia Porto
Damit wurde die erste Reise bereits 1981 ab Hildesheim geplant. Damals hatte mein Vater vor, mit dem Auto nach Neapel zu fahren und dann mit der Fähre nach Ischia überzusetzen. Auf die Möglichkeit nach Neapel zu fliegen und dann mit dem Schnellboot von Neapel oder Pozzuolli überzusetzen wurde nicht näher eingegangen. Mein Vater wollte vor Ort flexibel sein, hat sich dabei aber keine Vorstellungen gemacht, wie gut ein Mitteleuropäer mit seinem Auto im neapolitanischen Verkehrschaos zurechtkommt. Schließlich kam es aber nicht zu dieser Reise, weil meine Mutter einen rheumatischen Schub erlitt. Meiner Mutter war auf jeden Fall ganz froh, dass wir erst zwei Jahre später vom Hamburger Flughafen die Reise nach Ischia angetreten haben.
Das Wunschhotel Continental Therme in Ischia Porto war zwar 1983 über den Reiseveranstalter nicht mehr verfügbar, aber auch mit dem Ersatzhotel Hermitage, ebenfalls in Ischia Porto/ Ponte waren wir sehr zufrieden. Der Vorteil von dem Hotel Hermitage war sogar, dass man von der Hotelanlage und dem Speisesaal einen Blick über das Meer bis zum Castello Aragonese hatte.
Hotel Hermitage & Park Therme in Ischia Porto/ Ponte
ar sogar
Hotel Continental Therme in Ischia Porto/Ponte
Gerlinde und Alexander am Hotelpool auf ihren Liegen
Gerlinde und Alexander im Park des Hotels
Nachdem meine Mutter mit Ihren Eltern als Kind schonmal in Neapel war und auf der Insel Capri, war natürlich auch der Wunsch nach der langen Zeit dort wieder hinzukommen. Somit haben wir nicht nur eine Inselrundfahrt gemacht, um Ischia besser kennenzulernen, sondern sind auch noch mit einem Schnellboot nach Capri herübergefahren. In Capri selbst haben wir dann noch eine große Führung mitgemacht, die schließlich auch die Führung durch das Haus von dem schwedischen Arzt Axel Munthe der Villa San Michele beinhaltet hat. Insgesamt war der Ausflug nach Capri für uns alle nicht nur spannend, sondern auch wunderschön. Für meine Mutter war insbesondere die Überfahrt mit dem Schnellboot wesentlich angenehmer, wie die Überfahrt mit ihren Eltern, bei der ihr vor allen Dingen durch die unruhige See ziemlich schlecht war und natürlich war auch das Schiff zur damaligen Zeit bei weiten nicht so angenehm, wie heute. Besonders aufregend war aber auch die Busfahrt nach Anacapri durch die vielen Serpentinen und das musikalische Signalgeben des Fahrzeugs, bevor man in die Kurve geht. Zugegeben ist das aber nicht nur in Capri so, sondern auch in anderen gebirgigen Regionen wie z. B. im Tessin in der Schweiz. Auf jeden Fall wird man hinterher durch einen atemberaubenden Ausblick von der Terrasse von der Villa San Michele entschädigt.
Capri: Blick auf die Faraglioni-Felsen
Capri: Blick von dem Haus von Axel Munte (San Michele)
Das ausgewählte Hotel Jardin Tropical in Teneriffa-Süd mit seiner außergewöhnlichen Architektur,
seiner tollen Pflanzenwelt und seinem Beach-Club mit einer weitläufigen Poollandschaft
(Foto: © Alexander Reichert) Urheberrecht
Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine Eltern überlegt haben, wo sie die Reise zum 25. Hochzeitstag hinmachen sollen. Anfangs wollte vor allen Dingen meine Mutter unbedingt in die Karibik. Damals war besonders die Dominikanische Republik sehr in Mode, sodass es schien, dass die Reise dahin gehen sollte. Meine Mutter wurde aber bei der näheren Beschäftigung des Reiseziels nachdenklich, was mögliche Krankheiten vor Ort anbetrifft und das besonders, weil das Traumparadies sich die Insel mit Haiti teilte. Von der anderen Hälfte der Insel, die auch nicht sehr touristisch war, erzählte man sich, dass dort viele gefährliche Krankheiten vorherrschen. Das mindeste wäre eine Malaria Prophylaxe gewesen, die aber nicht als besonders sicher galt.
Durch diese Verunsicherung beschäftigte meine Mutter sich dann auch noch mit den Reisezielen in der Südsee (Pazifik). Dabei wurden besonders Mauritius und die Seychellen unter die Lupe genommen. Diese Ziele galten, was Krankheiten anbetraf als ziemlich sicher. Hier war aber das Problem, dass durch die französische Gastronomie die Preise unerschwinglich hoch waren. Dadurch besann man sich auf eine Urlaubsregion, die man schon kannte und suchte nach einem außergewöhnlichen Hotel.
Das Jardin Tropical ist wirklich ein wunderschönes Hotel mit einer außergewöhnlichen Pflanzenwelt in einer sehr kargen, trockenen Gegend.
Schon, wenn man in Teneriffa-Süd landet, merkt man, wie extrem trocken die Gegend ist. Wir waren als wir anlässlich des 25. Hochzeitstages meiner Eltern 1993 das erste Mal dahin kamen schon fast erschrocken. Wenn man die kargen Felsen und Berge sieht, empfindet man den Hotelgarten wie eine Oase. Da man leider außerhalb der Hotelanlage auch von wilden Händlern teilweise belästigt wird, haben wir uns früh entschieden zumindest mit einem Ausflug den grünen Norden der Insel kennenzulernen.
Schon auf der Fahrt in Richtung Norden merkt man mit jedem Kilometer, dass es etwas grüner wird. Sicherlich gehört auch dazu, dass es öfter wie im Südteil der Insel mal bewölkt ist oder auch mal regnet. Wir hatten bei unserem Ausflug aber Glück mit dem Wetter und es hat uns allen sehr gut gefallen.
Schöne tropisch anmutende Vegetation in weitläufiger Parkanlage
(Foto: © Alexander Reichert) Urheberrecht
Der grüne Norden von der Insel Teneriffa (Foto: © Alexander Reichert) Urheberrecht
Die Höhepunkte des Nordens der Insel sind einerseits der Loro Park, aber vor allen Dingen das Wahrzeichen der Insel der Pico del Teide mit seinen 3715 m. Der Vulkan, der zu dem Gemeindegebiet von La Orotava gehört, ist gleichzeitig der höchste Berg Spaniens.
National Park Teide, Tenerife
(Foto: © Mike Mareen / AdobeStock #243245404) Urheberrecht
Der Nationalpark El Teide gehört inzwischen sogar zum Weltnaturerbe. Besonders am Norden hat uns aber La Orotava selbst beeindruckt. Wir hatten das Glück, dass wir zu der Zeit von Fronleichnam dort waren und damit die wunderschönen Blütenteppiche uns ansehen konnten. Es hat uns tief beeindruckt, was die Menschen vor Ort sich eine Mühe damit gegeben haben.
Der Loro Park ist aber in der Tat auch eine Reise wert. Der Park gilt als einer der bekanntesten Zoos in Europa und hat sich zum Ziel gesetzt, sich für bedrohte Tierarten starkzumachen. Die Geschichte des Loro Parks begann vor fast 50 Jahren als Papageien- Park. Außer dass der Park mit seinen Shows und dem größten Delfinarium Europas punkten kann, hat auch da die Pflanzenwelt viel zu bieten. Die Vegetation profitiert auch hierbei wieder von dem feuchtwarmen Klima des Nordens der Insel Teneriffa, sowie natürlich, dass der Park auch darin investiert hat. So gibt es z. B. auch ein Orchideen-Haus.
Der Park bietet eine Fülle an Shows an. Die Bilder unter diesem Text zeigen eine Delfin-Show. Wir haben damals aber auch die Orca-Show gesehen. Leider kann ich aber das Bild, was ich dabei gemacht habe, auf dieser Seite nicht zeigen, weil das Gesicht des Trainers sehr gut zu erkennen ist. Diese Show ist schon beeindruckend, weil man sich kaum vorstellen kann, wie groß diese Tiere sind. Besonders erwähnenswert ist auch, dass der Loro Park nicht nur mit seinen Tiertrainern für die Gäste diese Shows zeigt, sondern sich auch für den Erhalt der Wale einsetzt.
Am Ende des Tages nach unserer Inselrundfahrt waren wir tief beeindruckt und es fiel uns schwer uns wieder an den kargen Süden zu gewöhnen.
Delfinshow im Loro Park (Loro Parque) auf Teneriffa.
(Foto: © thecriss / AdobeStock #260979895)
Urheberrecht
La Orotava mit seinen Blütenteppichen
(Foto: © Alexander Reichert) Urheberrecht
Die Musikinstrumente haben insgesamt in unserer Familie eine lange Geschichte. Am Anfang der Ehe meiner Eltern waren es aber vor allen Dingen Orgeln, für die, die beiden Ihre Leidenschaft entdeckt haben.
Auf der Suche nach dem einzigartigen Hammond-Klang wurden eine Zeitlang immer wieder neue Orgeln angeschafft, die aber dann doch nicht wirklich das erhoffte gebracht haben.
Für mich persönlich, war es auch erstaunlich, dass meine Eltern beide eine Zeitlang diese Leidenschaft geteilt haben, obwohl meine Mutter sich zum einen mit den Rhythmusgebern schwergetan hat und beklagt hat, dass die Manuale der Orgeln, um Klaviernoten damit zu spielen, zu kurz waren. Die Orgel von Yamaha, die sich am längsten bei uns gehalten hat, sehen Sie unten im Bild in unserem Wohnzimmer in Buxtehude bei Hamburg.
So kristallisierte sich das Problem der unterschiedlichen Vorstellungen, was das Instrument können sollte, aber immer mehr heraus. Das führte zunächst dazu, dass meine Mutter lange Zeit im Gästezimmer in unserem Haus in Hamburg-Rissen ein Keyboard mit gutem Klavierklang von Casio stehen hatte, das aber mit seinen 61 Tasten zumindest für Originalklaviernoten (Schott Edition) auch nicht ausreichte. Normale Klaviere haben 88 Tasten.
Da natürlich beide auf ihre Kosten kommen wollten, musste also ein Instrument gefunden werden, das die Möglichkeiten einer Orgel mit der Tastatur eines Klaviers vereint. Diese beiden nahezu nicht erfüllbaren Forderungen, wurden am besten mit dem CVP-75 aus der Clavinova Serie von Yamaha erreicht. Die Geräte der CVP-Serie haben vor allen Dingen den Vorteil, dass sie im Vergleich zu der CLP-Serie über einen Rhythmusgeber verfügen über eine sehr große Auswahl an Instrumenten sowie über eine Disc-Orchester-Collection. Die Rhythmen wurden damals genauso, wie die Orchester-Collection wegen ihrer großen Auswahl über Diskette ausgeliefert, die man dann einlesen konnte.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie lange wir in sämtlichen Musikgeschäften nach diesem Gerät, was schließlich zur Silberhochzeit gekauft werden sollte, Ausschau gehalten haben. Da das Gerät einerseits durch seine Möglichkeiten sehr teuer war und andererseits die geplante Fernreise zum 25. Hochzeitstag wegfiel, entschieden sich meine Eltern die Gelegenheit zu nutzen und das Gerät zu diesem Anlass zu kaufen. Schließlich musste aber dafür die große Yamaha Orgel verkauft werden, was besonders meinem Vater sehr schwerfiel.
Da ich damals kein eigenes Klavier hatte, habe ich das Klavierspielen darauf gelernt. Anfangs habe ich, als ich die linke Hand noch nicht so gut spielen konnte, einen Rhythmus genutzt, der in der Lage war, die Läufe von Klaviernoten zu imitieren. Leider konnte meine Mutter das Klavier aus gesundheitlichen Gründen, starkes Rheuma und Osteoporose mit Wirbelbrüchen irgendwann nicht mehr nutzen und da mein Vater zu wenig Zeit hatte, mussten wir es schließlich verkaufen. Sie können sich in dem Video oben ein Stück anhören, was mein Vater darauf gespielt hat.
Für meine Mutter war es seit ich denken konnte das größte, wenn kurz vor dem ersten Advent die Weihnachtsmärkte in Deutschland geöffnet haben. Der Weihnachtmarkt in meiner Geburtsstadt Nürnberg galt schon damals, als ich noch ganz klein war als was ganz Besonderes und zog die Leute aus ganz Deutschland an, dementsprechend voll war es auch und es war damit gar nicht leicht, besonders, wenn man noch klein war etwas zusehen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat mich mein Vater damals hochgehoben, dass ich wenigstens die Figuren der Grippe überhaupt sehen konnte. Eine der Hauptattraktionen ist natürlich die Eröffnung des Christkindlesmarktes durch das Nürnberger Christkind von der Empore der Frauenkirche aus.
Charakteristisch für der Nürnberger Weihnachtsmarkt sind bis zum heutigen Tag auch die rot-weis gestreiften Dächer, die für den heutigen Geschmack vielleicht doch etwas schmucklos wirken. Denn selbst wenn die Aufbauten nicht überall so aufwändig sind, wie auf den Buden in Stuttgart, so sind die Dächer zumindest oftmals geschmückt oder zumindest verziert und meistens in Holz, was dann auch netter aussieht.
Nürnberger Weihnachtsmarkt (Foto: © Alexander Reichert) Urheberrecht
Stuttgarter Weihnachtsmarkt mit den Buden mit den einzigartigen Aufbauten
Eröffnet wurde der Stuttgarter Weihnachtsmarkt im Alten Schloss vom derzeitigen Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper.
Wenn man den Bericht auf der Homepage des Weihnachtsmarktes liest (mehr), hat man den Eindruck, dass dem Oberbürgermeister die drei Jahre Unterbrechung durch Corona genauso zu schaffen gemacht hat, wie es meiner Mutter gegangen wäre, wenn sie diese schwere Zeit noch erlebt hätte. Immerhin war es für ihn jetzt das erste Mal in seiner Amtszeit, dass er den Weihnachtsmarkt eröffnen konnte.
Seit wir wieder in Baden-Württemberg leben, waren wir fast jedes Jahr in der Adventszeit auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. In der Zeit, wo ich auf der Hochschule der Medien studiert habe, haben wir uns zum Teil noch öfter dort getroffen. Die bunt geschmückten Buden auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt mit den tollen Aufbauten, die sich zum Teil sogar bewegen, bieten dabei einen besonderen Anreiz. Seit Jahren werden die schönsten Stände ausgezeichnet und auch wenn man Stuttgart vielleicht nicht direkt in Bezug auf die Adventszeit im Kopf hat, so hat der Weihnachtsmarkt schon eine Tradition von über 300 Jahren.
Europapark-Rust in der Weihnachtszeit bietet nicht nur ein Weihnachtsmarkt sondern mehr. Es war ein tolles Erlebnis.
Insgesamt bieten die Weihnachtsmärkte heutzutage immer mehr. Dazu gehören Musikdarbietungen genauso, wie z. B große Weihnachtskarusselle oder ein Weihnachtsmann, der, wie es scheint, mit seinem Schlitten in der Mitte der Menschen landet. Aber wie ich bereits angesprochen habe, haben die Weihnachtsmärkte auch schwere Zeiten erlebt und das leider nicht erst seit dem Ausbruch von Corona im Jahr 2020, sondern schon seit dem 11. September 2001 oder dem Anschlag auf den Breitscheidplatz in Berlin. Diese Dinge haben auch meine Mutter sehr beängstigt und ihr teilweise die Freude daran genommen.
Weihnachtsmarkt in Heidelberg
Ein Jahr hat 365 Tage. Von keinem geht aber so viel Faszination aus, wie vom 24. Dezember: Heiligabend. Zumindest in unserem christlichen Kulturkreis. An keinem anderen Tag sind die Kirchen so voll, für keinen anderen Tag wird so viel Geld ausgegeben, um keinen anderen Tag ranken sich so viele Geschichten, an keinem anderen Tag werden so viele Menschen melancholisch, nachsichtig und mildtätig.
Dass es mit diesem Tag etwas Besonderes auf sich haben musste, wurde mir schon als kleines Kind klar, weil mein Vater an diesem Abend seinen schwarzen Anzug trug. Ausgerechnet mein Vater, der ansonsten abends zu Hause mit Schlafanzug und Morgenmantel rumlief und auch nicht durch Frömmigkeit auffiel. Der schwarze Anzug war auch bestimmt kein angenehmes Kleidungsstück angesichts der zusätzlichen Pfunde, für die das leckere Essen an Weihnachten stets sorgte. Und mein Vater war kein Kostverächter …
Was mir aber noch viel mehr das Besondere dieses 24. Dezembers deutlich machte, war eine Erzählung meines Vaters, der im Krieg Stalingrad erlebte, Gott sei Dank überlebte und zu berichten wusste, dass die Kampfhandlungen Heiligabend auf beiden Seiten ruhten. Bei Niederschrift dieser Zeilen habe ich vergeblich versucht, diese Erzählung mittels Google zu verifizieren. Sie kann stimmen, muss es aber nicht. Wie dem auch sei, mich als Kind hat die Erzählung sehr beeindruckt.
Margot und Günther Reichert an Weihnachten
Heiligabend war für uns das Höchste und ich freute mich schon bald nach Weihnachten auf den nächsten Heiligen Abend. Genau so erging es auch meiner späteren Frau. Als wir uns kennen lernten, hatte sie große Sehnsucht nach harmonischen Weihnachten, die sie von zu Hause nicht kannte. Ein Pluspunkt für mich bei ihrer Partnerwahl. Ihre Sehnsucht nach Weihnachten war so groß, dass unser Aufwand dafür von Jahr zu Jahr immer größer und von mir zunehmend kritisch hinterfragt wurde, was sie traurig machte. Wie vertrug sich das mit meiner Angewohnheit, an jedem 24. eines Monats die Familie zu fragen, ob sie denn wisse, was heute für ein besonderer Tag sei: „Heute in x Monaten ist wieder Heiligabend …“
Unvergessen unser trauriger, letzter gemeinsamer 24. Dezember: 2014. Kurz zuvor hatte meine Frau ihre tödliche Diagnose erhalten: Krebs mit Metastasen im fortgeschrittenen Stadium, Operation zwecklos. Die Ärzte drängten sie zum sofortigen Beginn der Chemotherapie, ließen dann aber meine Frau auf ihren ausdrücklichen Wunsch nach Hause, um mit uns Weihachten zu feiern. Ein letztes Mal. Beim Stille-Nacht-Singen versagte mir die Stimme; Musik und Chor der CD überspielten es.
Weihnachten in Hamburg Gerlinde und Alexander
Und heute? Fünf Jahre nach dem letzten gemeinsamen 24. Dezember feiere ich mit unserem erwachsenen Sohn Alexander in bescheidenerem Rahmen in derselben Wohnung Weihnachten, in der wir zu Dritt gewohnt haben. Ein kleiner, künstlicher Weihnachtsbaum, der früher als Zweitbaum in seinem Zimmer stand, steht jetzt im Wohnzimmer, von ihm jedes Jahr liebevoll geschmückt. Die beleuchtete Krippe mit Porzellanfiguren und den wichtigsten adventlich-weihnachtlichen Schmuck haben wir behalten, anderen verschenkt. So lange mir das alters- und gesundheitsbedingt möglich ist, steht Weihnachten eine kleine Nordmanntanne mit Wurzelballen auf dem Grab meiner Frau, weihnachtlich geschmückt und mit Batterien elektrisch beleuchtet. Und am späten Heiligen Abend, wenn alles dunkel ist und auf dem Friedhof hunderte Kerzen auf den Gräbern brennen, besuchen wir jedes Jahr das Grab meiner Frau und Alexanders Mutter. Jedes Jahr ein sehr berührendes Erlebnis. Sie hätte es sich bestimmt so gewünscht.
Weihnachtsbaum auf dem Grab meiner Mutter